EDITORIAL 3
O
ft schon haben wir an dieser Stelle
beklagt, dass die Preisentwicklung
im obersten Qualitätssegment des
HiFi und HighEnd, unserer gemeinsa-
men Passion, in den vergangenen Jahren
eine äußerst unerfreuliche Entwicklung
genommen hat.
Das konnten wir auch auf der soeben zu
Ende gegangenen CES in Las Vegas wie-
der beobachten: Anlagen, deren einzelne
Komponenten fast ausnahmslos im fünf-
stelligen Preisbereich angesiedelt waren
und Gesamtpreise, die mit Leichtigkeit
in die Hunderttausende gingen - das
schnürt auch abgebrühten Beobachtern
die Atemluft ab. Noch irritierender als
die Preisgestaltung an sich ist dabei die
Nonchalance und Selbstverständlichkeit,
mit der diese Preise argumentiert werden,
als sei es das Normalste von der Welt,
dass man sich zur Erfüllung seiner highfi-
delen Träume einen Betrag abzwackt, der
im günstigsten Fall dem Gegenwert eines
Autos entspricht, im ungünstigsten Fall
aber auch schnell in Bereiche gepflegter
Unterkünfte in besseren Wohnvierteln
abdriften kann.
Erfreulicherweise bilden diese ext-
rem teuren Produkte nicht das gesamte
Wird HiFi unbezahlbar?
Spektrum dessen ab, was sich im Handel
an Komponenten tummelt, doch die Ten-
denz in Richtung „immer teurer“ ist - die-
ses Fazit kann man nach der CES ziehen.
ohne sich allzu weit aus dem Fenster zu
lehnen - ungebrochen.
Zu allem Überfluss gesellt sich nun auch
noch ein schwacher Euro dazu, der den
Import vieler amerikanischer Produkte
empfindlich verteuert. Dass die starke
HighEnd-Nation Schweiz kürzlich den
Wechselkurs freigab, macht die ohnehin
kostspieligen Produkte der Eidgenossen
in den nächsten Wochen und Monaten
mit Sicherheit nicht günstiger.
Da passt es perfekt ins Bild, dass sich
in dieser Ausgabe der STEREO etliche
Produkte der sehr gehobenen Preisklasse
finden.
Grund zur Verzweiflung also, der
Galopp der Preise unaufaaltsam, HiFi ein
Hobby nur noch für Wohlhabende? Nein,
ganz so weit ist es noch nicht und wird es
auch auf absehbare Zeit nicht kommen.
Denn die Gegenbewegung ist längst aktiv
und geht gerade in eine neue Runde um
die Gunst der Käufer.
Wesentlichen Anteil daran hat die Ein-
sicht, dass Smartphones und Tablets heute
häufig als primäre Quelle dienen und
man die Menschen dort abholen sollte,
wo sie stehen. Die Konsequenz daraus
ist zum einen ein starkes Anwachsen
von per Bluetooth ansteuerbaren Aktiv-
boxen, die mit teils überraschend gutem
Klang bei sehr moderatem Preis glänzen.
Daneben gibt es mittlerweile eine Fülle
modern konzipierter Anlagen, die sich
schon optisch so sehr vom klassischen
HiFi-Altar absetzen, dass man zu Recht
hoffen darf, dass mit solch cleveren und
bezahlbaren Produkten eine neue Genera-
tion von Musikliebhabern den Zugang zu
hochwertiger Wiedergabequalität finden
wird. Dass dabei auch die teils grotesken
Auswüchse des Kabeldickichts gelichtet
werden, dürfte der Akzeptanz solcher
Konzepte dabei kaum im Wege stehen.
STEREO wird sich dieser spannenden
Entwicklung in den kommenden Ausga-
ben verstärkt annehmen und Sie auf dem
Laufenden halten.
3/2015 STEREO 3